Blaue Federlibelle Platycnemis pennipes (Pallas, 1771)

Die Federlibellen sind mit mehr als 3,5 cm Körperlänge etwas größer als die Azur- oder Becherjungfern und von diesen ähnlich gefärbten Kleinlibellen durch die verbreiterten Beinschienen mit den auffälligen Dornen am zweiten und dritten Beinpaar zu unterscheiden. Die Männchen weisen eine blass- oder hellblaue Grundfärbung auf, die Weibchen sind hellbraun gefärbt. Beide Geschlechter haben ein variables schwarzes Strichmuster auf dem Hinterleib.

Verbreitungsschwerpunkte der Blauen Federlibelle in Schleswig-Holstein sind das Westenseegebiet, das Einzugsgebiet der Schwentine, die Holsteinische Schweiz, die Umgebung des Schaalsees, der Elbe-Lübeck-Kanal sowie die Fließgewässer Trave, Beste, Wakenitz, Hellbach und Bille. In der Geest wurde sie am Breitenburger Kanal und an der Stör bei Kellinghusen nachgewiesen.

 

Nach der fast einjährigen Larvalentwicklung schlüpfen die Tiere ab Anfang Mai. Die Flugzeit endet normalerweise im August, kann sich aber bei günstigen Witterungsbedingungen bis in den September erstrecken. Die Reifungsphase nach dem Schlupf verbringen die Tiere oft weitab der Entwicklungsgewässer auf Wiesen und an bzw. in Gehölzen. Die geschlechtsreifen Männchen bilden keine Reviere, sondern suchen am Gewässerrand aktiv nach den Weibchen. Begegnen sie dabei einem Rivalen, drohen sie ihm im Flug mit ihren verbreiterten Beinschienen. Die Paarung kann nur wenige Minuten dauern, sich aber auch über mehr als eine Stunde erstrecken. Danach legen die Weibchen unter Begleitung des Männchens ihre Eier in flutende oder schwimmende lebende Wasserpflanzen. Häufig nutzen sie dafür Blütenstängel der Teichrosen oder andere Stiele von Schwimm- oder Tauchblattpflanzen. Dabei bilden sich oft größere Gruppen an einer oder an benachbarten Pflanzen.

Die Blaue Federlibelle besiedelt natürliche Seen, Kanäle und langsam fließende Bäche und Flüsse, vor allem in der hügeligen Jungmoränenlandschaft. Die Tiere benötigen eine gut ausgeprägte Gewässerzonierung mit ausreichend Wasserpflanzen und ein nicht zu intensiv genutztes Gewässerumfeld mit besonnten Bereichen. Die Larven findet man auf dem Bodenschlamm und zwischen Falllaub. In Fließgewässern werden strömungsarme Bereiche wie dichte Bestände von Wasserpflanzen aufgesucht.

Die Blaue Federlibelle steht in Schleswig-Holstein auf der Vorwarnliste. Sie wird in Fließgewässern durch zu intensive Gewässerunterhaltung, an Seen durch starke Freizeitnutzung, die die Uferbereiche und Wasserpflanzen beschädigt (z. B. Badebetrieb, Stege, Angeln), beeinträchtigt.

Blaue Federlibelle
Platycnemis pennipes
© D. Kolligs
Männchen
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & A. SCHRÖTER (Ed.) (2021): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • MARTENS, A. (1996): Die Federlibellen Europas – Platycnemididae. – Die Neue Brehm-Bücherei Bd. 626; Westarp-Wissenschaften, Magdeburg.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • THOMES, A. (1985): Ökologische Beobachtungen an den Libellen (Odonata, Insecta) des Unteren Schierenseebaches (Naturpark Westensee, Schleswig-Holstein). – Diplomarbeit an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, 112 pp.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Text: A. Bruens