Gebänderte Prachtlibelle Calopteryx splendens (Harris, 1782)
Die Gebänderte Prachtlibelle ist eine große und kräftige Kleinlibelle mit einer Körperlänge von 4,5 bis 5 cm, einer Flügelspannweite von etwa 5 bis 7 cm und auffälligem schmetterlingshaftem Flug. Bei den Männchen ist der Körper metallisch dunkelblau. Die Flügel weisen in der Mitte ein breites dunkelblaues Band auf. Die größere transparente Fläche an der Flügelbasis (mindestens 1/3 der Flügellänge) und die weiße Färbung der Unterseite der letzten drei Hinterleibssegmente („Laterne“) unterscheidet die Art eindeutig von den Männchen der Blauflügel-Prachtlibelle, deren Flügel einen deutlich höheren Blauanteil aufweisen. Bei den Weibchen sind der Körper bei typischer Färbung metallisch-grün und die Flügel transparent-grün. Selten treten männchenfarbige Weibchen auf. Die Unterscheidung zwischen den Weibchen der Gebänderten und der Blauflügel-Prachtlibelle ist schwierig und bei alten oder jungen Tieren nicht immer eindeutig.
Die Gebänderte Prachtlibelle wurde bereits in allen Landesteilen festgestellt. Verbreitungsschwerpunkte sind Flüsse und größere Bäche (wie Trave, Treene, Schwentine, Stör, Schwartau, Bille, Eider, Krückau, Pinnau, Alster und Kossau) mit ihren Zuflüssen. Sie ist relativ selten in der Marsch, in Angeln und im nördlichen Ostholstein zu finden.
Die Gebänderte Prachtlibelle verbringt zwei Jahre als Larve im Gewässer. Die Umwandlung in ein fliegendes Insekt erfolgt ab Anfang Mai, die Hauptflugzeit dauert bis Mitte August, einzelne Tiere kann man noch im September beobachten. Nach dem Schlupf halten sich die noch nicht geschlechtsreifen Tiere einige Tage auf Wiesen in der Nähe von Gehölzen sowie auf sonnigen Lichtungen und Waldwegen auf. Reife Männchen besetzen an naturnahen Bächen Reviere, die sie von Sitzwarten aus bewachen und gegen eindringende Rivalen verteidigen. Vorbeifliegende Weibchen werden durch einen auffälligen Schwirrflug, bei dem die weiß gefärbte Unterseite der letzten drei Hinterleibssegmente präsentiert wird, zur Paarung aufgefordert. Danach legen die Weibchen die Eier in an der Oberfläche treibende Wasserpflanzen oder in im Wasser hängende Halme von Uferpflanzen.
Die gebänderte Prachtlibelle ist eine typische Art wenig beschatteter, pflanzenreicher Fließgewässer. Sie besiedelt sowohl schnell fließende kleinere Bäche mit strömungsberuhigten Buchten als auch langsam fließende breite Flüsse und Seeabflüsse. Selbst in begradigten und naturfern ausgebauten Fließgewässern kann sie sich fortpflanzen, wenn flutende Wasserpflanzen oder ins Wasser hängende Halme von Ufergräsern sowie Sitzwarten auf der Böschung vorhanden sind. Die Larven findet man strömungsberuhigten Bereichen oder zwischen flutenden Wasserpflanzen, feinen Wurzeln oder ins Wasser hängenden Halmen der Ufervegetation.
Die Gebänderte Prachtlibelle ist in Schleswig-Holstein nicht gefährdet, kann aber, wie die die Blauflügel-Prachtlibelle, durch Gewässerverunreinigung, insbesondere Nährstoffeintrag, beeinträchtigt werden. In unbeschatteten Gewässern kann es dadurch zu einer Massenentwicklung von Wasserpflanzen kommen, die den Abfluss behindern und dann komplett aus dem Gewässer entnommen werden. Dabei werden auch die Bestände der Prachtlibellenlarven dezimiert.
Gebänderte Prachtlibelle
Calopteryx splendens
Körperlänge | 18 mm |
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Vorderflügellänge | 22 mm |
Länge Larven | 3cm |
Exemplare in S-H | 250.000 |
Alter MAX | 3 Wochen |
Literatur
- ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
- BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
- BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
- DIJKSTRA, K.-D. B. & A. SCHRÖTER (Hrsg.) (2021): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
- RÜPPELL, G.; D. HILFERT-RÜPPELL; G. REHFELDT & C. SCHÜTTE (2005): Die Prachtlibellen Europas. - Neue Brehm-Bücherei Bd. 654; Westarp-Wissenschaften, Hohenwarsleben.
- THOMES, A. (1985): Ökologische Beobachtungen an den Libellen (Odonata, Insecta) des Unteren Schierenseebaches (Naturpark Westensee, Schleswig-Holstein). – Diplomarbeit an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
- WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
- ZAHNER, R. (1959): Über die Bindung von Calopteryx (=Agrion) virgo L. und Calopteryx (=Agrion) splendens HARR. (Odonata, Zygoptera) an den Lebensraum des strömenden Wassers. I Der Anteil der Larven an der Biotopbindung. – Int. Rev. Ges. Hydrobiol. 44: 51-130.
- ZAHNER, R. (1960): Über die Bindung von Calopteryx (=Agrion) virgo L. und Calopteryx (=Agrion) splendens HARR. (Odonata, Zygoptera) an den Lebensraum des strömenden Wassers. II Der Anteil der Imagines an der Biotopbindung. – Int. Rev. Ges. Hydrobiol. 45: 101-123.
Text: A. Bruens