Hauben-Azurjungfer Coenagrion armatum (Charpentier, 1840)

Es handelt sich bei der Hauben-Azurjungfer um eine Kleinlibelle mit einer Gesamtlänge von 3 bis 3,5 cm. Die Oberseite des Hinterleibs ist bei beiden Geschlechtern überwiegend schwarz. Lediglich die Basis (erstes bis drittes Segment) und das Ende des Hinterleibs (Segmente acht und neun bei den Männchen, Segment acht bei den Weibchen) weist eine blau-grüne Grundfärbung auf. Das zweite Segment zeigt bei den Männchen oben eine schwarze Zeichnung, die an eine Haube erinnern soll. Die schwarze Zeichnung auf dem zweiten Hinterleibsabschnitt der Weibchen ist mit dem Pik-Symbol von einem Kartenspiel vergleichbar. Die Art kann mit der sehr häufigen Großen Pechlibelle verwechselt werden. Eindeutiges Erkennungsmerkmal für die Männchen der Hauben-Azurjungfer sind die auffälligen großen, löffelförmigen unteren Hinterleibsanhänge. Bei den Weibchen ist zur Unterscheidung von anderen dunkel gefärbten Azurjungfer-Weibchen die Form des Halsschild-Hinterrands heranzuziehen.

Die Art ist aktuell nur noch aus den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg bekannt. Die Fundorte befinden sich dort in Moor- und Heidegebieten der Geest und des Östlichen Hügellands.

Die Hauben-Azurjungfer ist eine relativ früh und sehr kurz fliegende Art. Sie schlüpft von Ende April bis Mitte Mai, bereits Mitte Juni ist die Flugzeit beendet. Die Männchen sowie ein Großteil der Weibchen halten sich ständig in der Uferzone der Gewässer auf, die sie auch während der Reifungsphase und in Schlechtwetterperioden nicht verlassen. Reviere werden von den Männchen nicht besetzt. Die Paarung findet in dichter Vegetation statt. Die Weibchen legen ihre Eier meist zusammen mit dem Männchen, gelegentlich auch allein, vorwiegend in abgestorbene, im Wasser treibende Pflanzenteile, zum Teil auch in lebende Wasserpflanzen.

Die Hauben-Azurjungfer besiedelt mäßig nährstoffreiche Stillgewässer, die sich in erster Linie in abgetorften Hochmooren sowie in Heide- und Dünengebieten befinden. Die Tiere findet man im Bereich von etwa knietiefen Flachwasserzonen, die von lückigen Binsen-, Seggen- oder Schilfbeständen eingenommen werden. Dort halten sich auch die Larven auf.

Die Hauben-Azurjungfer ist vom Aussterben bedroht. Die Bedingungen in den Entwicklungsgewässern verschlechtern sich durch Nährstoffeinträge, die eine Veränderung des Bewuchses der Flachwasserzone zur Folge haben, und aufgrund des Absinkens des Wasserstandes durch Entwässerung und Klimawandel.

Hauben-Azurjungfer
Coenagrion armatum
© D. Kolligs
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Wusstest Du schon

Schleswig-Holstein trägt eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Populationen der Hauben-Azurjungfer, da sie in ganz Deutschland nur noch bei uns vorkommt.


Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BOUWMAN, J. & R. KETELAAR (2008): New records of Coenagrion armatum in Schleswig-Holstein (Odonata: Coenagrionidae). – Libellula 27(3/4): 185-190
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. (Ed.) (2014): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern.
  • KELM, H.-J. (1983): Neue Funde von Coenagrion armatum Charpentier 1840 in Schleswig-Holstein. – Drosera 83(1): 13-14.
  • SCHMIDT, E. G. (1978): Die Verbreitung der Kleinlibelle Coenagrion armatum Charpentier, 1840, in Nordwestdeutschland (Odonata: Coenagrionidae). – Drosera 78(2): 39-42.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 468 pp.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2014): Taschenlexikon der Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt.– Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
  • WINKLER, C.; H. NEUMANN & A. DREWS (2009): Verbreitung und Ökologie von Coenagrion armatum am südwestlichen Arealrand in Schleswig-Holstein (Odonata: Coenagrionidae). – Libellula 28(1/2): 1-24.

Text: C. Winkler