Hufeisen-Azurjungfer Coenagrion puella (Linnaeus, 1758)
Die Hufeisen-Azurjungfer ist eine zierliche Kleinlibelle mit einer Länge von etwa 3 bis 3,5 cm. Die Männchen sind leuchtend blau gefärbt mit wenig ausgedehnten schwarzen Flecken auf dem Ende des dritten bis fünften Hinterleibssegments. An den Seiten sind diese Flecken in lange dünne Streifen nach vorn ausgezogen. Das schwarze Muster oben auf dem zweiten Hinterleibssegment erinnert in seiner typischen Form an ein Hufeisen. Bei den Weibchen findet man eine blaue und eine grüne Färbungsvariante. Sie sind von oben gesehen fast ganz schwarz und am besten von anderen Weibchen der Gattung anhand der Form des Halsschild-Hinterrands zu unterscheiden. Dieser ist bei der Hufeisen-Azurjungfer doppelt geschwungen. Als Verwechslungsart kommt vor allem die Fledermaus-Azurjungfer infrage. Deren Männchen sind jedoch insgesamt dunkler, der zweite Hinterleibsabschnitt ist gekennzeichnet durch eine Y-förmige bzw. „Fledermaus“-Zeichnung, die durch einen Stiel mit der Segmentgrenze verbunden ist und der Halsschild-Hinterrand der Weibchen ist dreifach geschwungen.
Bei uns im Land ist sie die zweithäufigste Libelle. Im Bereich der Geest und des Hügellandes dürfte die Art flächendeckend verbreitet sein, in der Marsch ist eine geringere Fundpunktdichte festzustellen.
Der Schlupf beginnt frühestens Ende April, die Flugzeit erstreckt sich bis in den August, ausnahmsweise auch bis in den September. Die Reifungsphase der frisch geschlüpften Tiere dauert etwa zwei Wochen und ist bei Männchen im Schnitt etwas kürzer als bei Weibchen. Die geschlechtsreifen Männchen sitzen am Gewässerrand in der Vegetation und erwarten die Weibchen. Dabei kann es zu sehr hohen Dichten von bis zu 300 Individuen/100 m Uferlinie kommen. Die Männchen sind aggressiv und reagieren sowohl auf ankommende Weibchen als auch auf Rivalen. Ein Teil der Männchen wartet in Gewässernähe und nimmt eventuell frei werdende Plätze ein. Die Paarung wird am Gewässerufer vollzogen und dauert etwa eine halbe Stunde. Bei der Eiablage in schwimmende oder untergetauchte Pflanzenteile bleiben die Männchen angekoppelt, sie stehen mit angezogenen Beinen und gestrecktem Hinterleib auf den Weibchen. Dabei kann es zu einer Ansammlung von mehreren Paaren auf engem Raum kommen. Die Tiere gehen dabei selten unter Wasser.
Man findet die Hufeisen-Azurjungfer an stehenden Gewässern aller Art, auch an Fließgewässern mit geringer Strömungsgeschwindigkeit oder mit strömungsberuhigten Buchten. Optimal sind Gewässer mit einem reichhaltigen Wasser- und Uferpflanzenbewuchs, Windschutz und guter Besonnung. Für die Eiablage ist das Vorhandensein schwimmender Wasserpflanzen erforderlich. Die Art kann sich wahrscheinlich auch im Brackwasser fortpflanzen. Die Larven leben auf dem Gewässerboden oder zwischen Wasserpflanzen, in Fließgewässern suchen sie Stillwasserbereiche oder den Schutz dichter Pflanzenbestände auf.
Die Hufeisen-Azurjungfer ist in Schleswig-Holstein nicht gefährdet.
Hufeisen-Azurjungfer
Coenagrion puella
Körperlänge | 18 mm |
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Vorderflügellänge | 22 mm |
Länge Larven | 3cm |
Exemplare in S-H | 250.000 |
Alter MAX | 3 Wochen |
Literatur
- ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
- BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
- BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
- BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
- DIJKSTRA, K.-D. B. (Ed.) (2014): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern.
- STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 468 pp.
- STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 712 pp.
Text: A. Bruens