Kleine Moosjungfer Leucorrhinia dubia (Vander Linden, 1825)

Die Kleine Mosaikjungfer ist mit 3 bis 3,5 cm Gesamtlänge die kleinste der in Schleswig-Holstein vorkommenden Moosjungfern. Das Gesicht ist weiß, der restlicher Körper überwiegend schwarz gefärbt mit einer hellen Fleckenzeichnung auf Brust und Hinterleib (bis einschließlich Segment sieben). Diese Flecken sind kürzer als bei der Nordischen Moosjungfer und nehmen auf den Segmenten fünf bis sieben höchstens die Hälfte der Segmentlänge ein. Bei den jungen Männchen sind sie zunächst gelb, werden aber mit zunehmendem Alter vor allem oben auf den Hinterleibssegmenten deutlich rötlicher und sind zum Schluss braunrot. Das Flügelmal bei ausgefärbten Männchen ist schwarz. Der Kopulationsapparat an Hinterleibssegment zwei ist schmal, leicht gekrümmt und senkrecht nach unten abstehend, dadurch ist die Art eindeutig von der Nordischen Moosjungfer zu unterscheiden. Bei den Weibchen ist der Fleck auf dem zweiten Hinterleibsabschnitt am Vorderrand zugespitzt, Mittel- und Seitenflecken auf den Segmenten drei und vier sind getrennt. In seltenen Fällen treten männchenfarbige Weibchen auf.

Die Kleine Mosaikjungfer ist überwiegend in der Geest verbreitet. Sowohl die Eisrandlagen am westlichen Rand des Östlichen Hügellandes als auch die Moore am Übergang der Geest zur Marsch bilden einen Verbreitungsschwerpunkt. Darüber hinaus ist die Art auch in den Mooren östlich des Elbe-Lübeck-Kanals zu finden.

Nach einer zwei- bis vierjährigen Larvalentwicklung schlüpfen die ersten Tiere Mitte April. Die Hauptflugzeit erstreckt sich von Mitte Mai bis Anfang Juli, ausnahmsweise kann die Art auch noch im August beobachtet werden. Junge Tiere suchen in der ein- bis zweiwöchigen Reifeperiode sonnige Stellen in Feuchtwäldern auf. Die Tiere sitzen dort am Boden, auf niedrigwüchsigen Pflanzen oder senkrecht an hellen Baumstämmen, wie Birken. Die Männchen bilden am Gewässerrand feste Reviere, die sie bei geringer Männchendichte gegen Rivalen verteidigen. Mit zunehmender Dichte nimmt die Aggressivität ab. Eine andere Strategie verfolgen sogenannte „Satellitenmännchen“, die oft kleiner und schwächer sind. Sie halten sich unauffällig im Randbereich der Reviere auf und versuchen, einfliegende Weibchen zu ergreifen, wenn der Revierinhaber durch Luftkämpfe mit dem Nachbarn oder eine Paarung mit einem anderen Weibchen abgelenkt ist. Die Weibchen werden im Flug ergriffen, noch in der Luft wird das Paarungsrad gebildet, dann setzt sich das Paar an niedrige Pflanzen oder auf den Boden. Die Eiablage erfolgt in der Regel im Flug über mit Torfmoosen bewachsenen, sonnenexponierten Flachwasserzonen unter Bewachung durch den Partner, seltener auch allein.

Kleine Mosaikjungfern besiedeln nährstoffarme bis mäßig nährstoffreiche Gewässer in Mooren und Heiden. Voraussetzung ist das Vorhandensein von Torfmoosen, daher ist das Vorkommen oft auf die sauren Kolke, Schlenken oder Torfstiche im Zentrum von Hochmooren beschränkt. Die Larven halten sich in Torfmoosbeständen auf. Sie tolerieren weder ein vollständiges Austrocknen noch ein komplettes Durchfrieren der Entwicklungsgewässer.

In der Roten Liste der Libellen Schleswig-Holsteins aus dem Jahr 2011 wurde die Kleine Mosaikjungfer als stark gefährdet eingestuft. Dies ist auf die Beeinträchtigung bzw. Zerstörung von Mooren durch Torfabbau, Entwässerung, Nährstoffeintrag oder Fischbesatz zurückzuführen.

Kleine Moosjungfer
Leucorrhinia dubia
© D. Kolligs
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. (Ed.) (2014): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 712 pp.

Text: A. Bruens