Kleiner Blaupfeil Orthetrum coerulescens (Fabricius, 1798)

Relativ kleine Großlibelle, etwa 36 bis 45 mm lang. Das Gesicht und die Brust ist beim Männchen braun mit hellen Antehumeralstreifen. Flügelmal groß, langgestreckt und hell. Hinterleib ist abgeplattet, schmal, unausgefärbt wie bei den Weibchen, ausgefärbt vollständig blau bereift. Bei den Weibchen ist das Gesicht und die Brust braun mit hellen Antehumeralstreifen. Flügelmal groß, langgestreckt und hell. Hinterleib abgeplattet, schmal, gelb oder ockerfarben, mit dünner schwarzer Mittellinie, auf Segment drei bis sieben mit kurzen Querbalken, die selten zu Punkten aufgelöst sind.

Länge der letzten Larvenstadien/Exuvie 18 bis 25 mm. Körper mit breiterem, abgeflachten Hinterleib. Labialpalpus der Fangmaske am distalen Rand mit langen Borsten. Rückendorn auf Hinterleibssegment fünf fehlt oder ist nur angedeutet, Segmente acht und neun mit kleinen Seitendornen.

Verbreitet ist die Art im Mittelmeerraum sowie West- und Mitteleuropa. Das Areal reicht von Irland im Westen bis Afghanistan und Pakistan im Osten. Im Süden  geht die Verbreitung bis nach Marokko, im Norden bis Schottland, Südskandinavien, Südfinnland und in Teilen Russland. In Deutschland sehr zerstreut mit Schwerpunkt bei der Oberrheinebene, im Alpenvorland, Teile des Tieflands von Niedersachsen und Brandenburg sowie Thüringer Becken. Größere Verbreitungslücken sind an der Nord- und Ostseeküste und im südwestdeutschen Schichtstufenland zu erkennen. 

Bis Ende 2010 wurde der Kleine Blaupfeil nur im äußersten Südosten des Landes nachgewiesen. Die Art scheint sich inzwischen aber auch in der Geest zu etablieren (Kreise Steinburg und Rendburg).

Die Larvalentwicklung dauert zwei bis drei Jahre, von Anfang Juni bis mindestens Anfang August kann man die Art fliegen sehen.

Die Reifungsperiode dauert zwei bis drei Wochen. Die Tiere halten sich auf Wiesen, Heiden und in Waldnähe auf, einige streifen auch weit umher und besiedeln neue Habitate.

Die reifen Männchen halten sich regelmäßig an der Fortpflanzungsgewässern auf und bilden an besonnten Stellen Reviere. Sie besetzten Sitzwarten und starten von diesen aus regelmäßig zu Patrouillienflügen und zur Jagd. Anderen Männchen werden sofort vertrieben. Bei hoher Individuendichte gehen einige Männchen dazu über, von Revier zu Revier zu ziehen und auf zufällige Paarungserfolge zu hoffen (sogen. Satelliten). Die Weibchen kommen nur zur Paarung und Eiablage ans Gewässer.

Die Paarung wird im Flug eingeleitet. dann fliegt das Tandem kurz wippend über die Wasseroberfläche, anschließend setzt sich das Paar am Ufer ab. Die Paarung kann wenige Sekunden dauern, sich aber auch über eine halbe Stunde hinziehen.

Das Weibchen fliegt für die Eiablage rüttelnd über der freien Wasserfläche und tippt in einer wippenden Bewegung mit dem Hinterleibsende kurz die Oberfläche an. Dabei werden die Eier ins Wasser abgegeben. Wenn sich die Eiablage direkt an die Kopulation anschließt, wird die Eiablage vom Reviermännchen überwacht.

Besiedelt werden in Schleswig-Holstein kleine Wiesenbäche und Rinnsale in Abbaugebieten, in der Regel nicht breiter als 1,50 m und nicht tiefer als 30 cm. Die Gewässer sind relativ offen und weisen wenig bis keine Beschattung durch Ufergehölze auf. Der Gewässergrund besteht aus Feinsedimenten. Die Vegetation setzt sich aus lockeren niedrigwüchsigen Röhrichten oder Gräsern sowie krautigen Wasserpflanzen wie Berle und Wasserminze zusammen.

Die Larven sind im Schlamm, Detritus oder zwischen Wasserpflanzen in strömungsarmen Flachwasserzonen mit guter Sauerstoffversorgung zu finden.

In Schleswig-Holstein ist die Art laut der Roten Liste 2011 vom Aussterben bedroht. Laut der Deutschlandweiten Roten Liste 2014 ist sie ungefährdet.

Kleiner Blaupfeil
Orthetrum coerulescens
© Andreas Eichler
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: A. Eichler