Wie überwintern Insekten und wann brauchen sie unsere Hilfe?

Wenn die Sonnenstrahlen nachlassen, die Tage kürzer und die Nächte länger werden sind die Wildbienen, Hummeln, Schwebfliegen und auch alle anderen Insekten insbesondere in den Städten und drumherum auf unsere Hilfe angewiesen. Und das ist gar nicht schwer: Mit nur wenigen Handgriffen kann jede*r auch im eigenen Garten etwas gegen das Insektensterben tun.

Die Art und Weise wie die Insekten überwintern ist so vielfältig wie die bunte Farbenpracht, die wir in diesen Tagen an den Bäumen beobachten können. Wenn wir den Insekten beim Überwintern helfen, leisten wir einen großen Beitrag zum Artenschutz, aber sie geben uns auch etwas zurück. Was nämlich nur Wenige von uns wissen: Insekten können bei der Gartenpflege sehr hilfreich sein.  

Hummeln und Bienen

Parallel zum Jahreszeitenwechsel gibt es bei einigen Hummeln, wie beispielsweise bei der Ackerhummel, im Herbst einen Generationswechsel. Bevor die Königin und alle ihre Arbeiterinnen sterben, hat noch eine neue Generation das Licht der Welt erblickt. Diese überwintert dick eingemummelt und gut versteckt, erstarrt in einer Art Winterschlaf in engen Mauer- oder Steinspalten, Totholz, im Boden oder im Laubhaufen. Bei den Wildbienen ist es ähnlich: während einige, wie beispielsweise die Löcherbiene ihre Larven sicher in Holzlöchern verstaut und selbst stirbt, gibt es auch Arten, die als erwachsene Wildbienen überwintern.

Tipp: Wer beim Überwintern helfen möchte, sollte alte Blätter, Reisig und Schnittgut nicht direkt im Herbst entsorgen, sondern bis zum Frühling in einer Ecke des Gartens liegen lassen. Alternativ kann es auch etwas ansehnlicher unter den Hecken verteilt werden. Nisthilfen werden ebenfalls gern genutzt und sollten daher keinesfalls gereinigt werden. Grundsätzlich ist wichtig, dass sie aus Hartholz bestehen und mehrere sauber gebohrte Löcher in verschiedenen Größen aufweisen. Geeignete Orte zum Aufhängen sind geschützte Bereiche an einer Haus- oder Schuppenwand. Anderen Arten von Wildbienen kann mit offenen Bodenstellen geholfen werden Winterquartier zu beziehen.

Schmetterlinge

Auch Tagfalter überwintern ganz unterschiedlich, das hängt – wie so oft – immer von der Art ab. Einige Perlmuttfalter, wie zum Beispiel der Magerrasen-Perlmuttfalter  überwintert als Ei in der Nähe oder direkt an den Futterpflanzen, so dass die Raupen gleich nach dem Schlüpfen den unbändigen Hunger stillen können.
Viele Schmetterlinge überwintern allerdings als Raupe. So verbringen sie den Winter im Boden oder unter Baumrinden. Beispiele hierfür sind der Hufeisenklee-Gelbling, der kleiner Schillerfalter oder der Baumweißling.

Verpuppt überdauert unter anderem der Schwalbenschwanz den Winter. Diese Schmetterlings-Puppen finden wir vor allem an Pflanzenstängeln und Gräsern.
Der populärste Schmetterling, der Zitronenfalter überwintert als ausgewachsener Schmetterling, ebenso wie das Tagpfauenauge und der Große und Kleine Fuchs. Der Zitronenfalter ist hierbei der Mutigste. Denn: In seinem Blut fließt eine Art Frostschutzmittel, dass dafür sorgt, dass er im Winter einfriert aber nicht erfriert. So verbringt er den Winter nahezu ungeschützt z.B. in Efeupflanzen, während seine nahen Verwandten wie Pfauenaugen wenigstens ein halbwegs geschütztes Versteck aufsuchen. Dabei kann die Wahl auch schon mal auf unsere Wohnzimmer fallen.  

Tipp: Für verpuppte Raupen ist es wichtig Hecken und Gräser erst im Frühjahr zu schneiden. Denn nur so können sie vor den kalten Nächten des Winters Schutz suchen. Insbesondere die bereits abgeblühten Stängel von Stauden und Sträuchern sind wiederum für die Eiablage von Bedeutung. Für mehr optische Ruhe und Ordnung, können wir Mulch über die nackte Erde streuen. Darin können sich dann auch wieder Raupen einkuscheln. Für den Fall, dass es sich Schmetterlinge in der Wohnung gemütlich machen, sollten sie vorsichtig an einen geschützten und leicht feuchten Ort umgesetzt werden. Dies kann ein Schuppen sein, der Dachboden oder auch der Keller. Wichtig ist dabei nur, dass der Falter im Frühjahr einen Weg nach draußen findet. Das heimische Wohnzimmer hingegen ist für die Überwinterung ungeeignet, da es dort zu trocken und zu warm ist, dort würden die wunderschönen Wintergäste dann sterben.

Käfer und Florfliegen

Marienkäfer verschlafen den Winter. Die kleinen Glücksbringer suchen sich vor Witterung geschützte Orte wie Mauerritzen und Dachsparren oder gesellen sich im Garten zu den Hummeln und Bienen im Laubhaufen. Dabei finden sich in der Regel gleich mehrere an einem Ort. So geht die Partnersuche im Frühling schneller. Andere Käfer wie der Laufkäfer lassen die kalte Jahreszeit als Larve oder Käfer im Boden eingegraben vorüberziehen. Am besten eignet sich dafür ein humusreicher Boden. Beide Käferarten sind ausgesprochen nützlich im heimischen Garten, da sie Schnecken, Würmer oder Blattläuse fressen. Es lohnt sich also ihnen ein Winterquartier zu gewähren.
In die Reihe der Nützlinge gesellt sich auch die Florfliege. Wie Schmetterlinge werden diese Netzflügler immer wieder in Kellern oder Dachböden gefunden. Auch sie helfen nach dem Winterschlaf gegen Blattlaus und Co.

Tipp: Findet man im Herbst und Winter die fleißigen Helfer im Keller oder Dachboden, sollten sie dort bis zum Frühjahr bleiben dürfen. Das rettet ihnen das Leben. Im Garten genügt ein Laub- und Reisighaufen in einer Ecke. Auch ein Komposthaufen wird gern gesehen.

Ameisen

Ameisen überwintern gemeinsam in mehreren Metern Tiefe im Boden. Sie ziehen sich an den tiefsten Punkt ihres Baus zurück und verschließen alle Eingänge. Der oberirdische Teil des Nestes dient im Winter als Schutz gegen die Kälte. Im Verlauf des Winters fällt die Temperatur unter null Grad und die Ameisen verfallen in Kältestarre.

Libellen

Diese räuberischen Schönheiten fliegen meist nur einen Sommer lang. Dennoch gibt es viele unter ihnen, wie zum Beispiel die  Braune Mosaikjungfer, die trotzdem schon einige Jahre alt ist, da sie schon mehrere Winter noch als Ei und dann als Larve zugebracht haben. Wenn sie in ihrem letzten Sommer einen Partner gefunden haben, legen sie ihre Eier in faulenden Pflanzenteilen ab. Davon ernähren sich im Frühjahr dann ihre Larven.  

Tipps: Für eine erfolgreiche Überwinterung, sollte ein Gartenteich mindestens einen Meter tief sein, da das Wasser meist nur bis auf einen Meter tief gefriert. So können sich Lebewesen im Sediment am Boden vor dem Eis verstecken. Darüber hinaus ist eine dichte Randbepflanzung wichtig, dort überwintert ebenfalls der eine oder andere Gartenbewohner. Auch Steinaufbauten sind nicht nur hübsch anzusehen, sondern werden auch von einer Vielzahl an Lebewesen bewohnt.

Grashüpfer und Wasserläufer

Fast alle Arten der Minnesänger unter den Insekten, die Grashüpfer, sterben im Winter. Lediglich ihre Eier überstehen Temperaturen unter 0°C über eine längere Zeit. Die Kurzflügelige Schwertschrecke zum Beispiel legt ihre Eier, wie viele ihrer Verwandten in Pflanzenstängeln, Baumrinde oder auch an Blättern ab..

Entgegen der vielleicht naheliegenden Vermutung, Wasserläufer würden im oder am Wasser überwintern, suchen die ebenfalls erwachsenen Tiere auch weiter entfernt vom Teich Schutz in Falllaub oder Moos. Allerdings ist ihre Lebenserwartung gering: sie schaffen nur einen Winter.

Tipp: Wasserläufer gesellen sich in der kältesten Jahreszeit zu den Hummeln und Käfern in den Laubhaufen. Die Heuschrecken hingegen sind auf die Stauden und Sträucher angewiesen, die auch für die Schmetterlinge wichtig sind.

Übrigens: Igel, Kröten und viele Vögel freuen sich ebenfalls über etwas wilde Natur im Garten!

 

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Ein Laubhaufen ist ein willkommenes Winterquartier für viele Insekten.
Mit Raureif bedeckt sind auch verblühte Stauden ein richtiger Hingucker.