Große Heidelibelle Sympetrum striolatum (Charpentier, 1840)

Mit einer Länge von 3,5 bis 4,5 cm ist die Große Heidelibelle etwas größer als die Gemeine und die Blutrote Heidelibelle. Die Brust ist braun mit zwei ausgedehnten hellen Streifen auf der Seite, die mit zunehmendem Alter nachdunkeln und bei sehr alten Tieren nur noch in Form einer schmalen hellen Sichel erkennbar sein können. Die Beine sind schwarz mit gelbem Längsstreifen. Die schwarze Linie zwischen Stirn und Scheitel zieht sich nicht so weit am Auge hinunter wie bei der Großen Heidelibelle, das Merkmal ist aber nicht immer eindeutig. Bei den Männchen sind Jungtiere zunächst gelb-braun gefärbt, der Hinterleib wird später rot und ist nicht verdickt. Bei den Weibchen ist der Hinterleib erst gelb, später braun, seitlich mit einem schwarzen Längsstrich auf jedem Segment. Die Legescheide ist leicht schräg, abstehend.

Die Große Heidelibelle ist bei uns weit verbreitet, vor allem im östlichen Hügelland und in der Geest, seltener in der Marsch, dort fehlen teilweise geeignete Gewässer.

Die Große Heidelibelle schlüpft ab Anfang Juni. Die Flugzeit erstreckt sich bis Ende Oktober, bei entsprechender Witterung noch bis in den November hinein. Die Art kann sowohl passiv (durch Ausrichtung des Körpers nach dem Sonnenstand oder durch Aufsuchen sonnenerwärmter Ruheplätze) als auch aktiv (durch Flügelzittern) die Körpertemperatur erhöhen, sodass sie auch bei Temperaturen unter 13 Grad fliegen kann. Im Herbst findet man sie sogar noch nach Nächten mit leichtem Frost. Während der Reifungsphase halten sich die Jungtiere im Bereich verschiedenster Biotope wie Felder, Wiesen, Brachen, Gärten, Parks sowie in und an Gehölzen auf. Die paarungsbereiten Männchen erwarten die Weibchen am Gewässer. Sie nehmen dort Sitzwarten ein und verteidigen einen engen Raum um diesen Sitzplatz gegenüber anderen Männchen, besetzten aber keine großen Territorien. Die Paarung wird im Flug eingeleitet und im Sitzen beendet. Die Eiablage erfolgt im Flug, meist zunächst in Begleitung, später auch allein unter zeitweiser Bewachung durch das Männchen an Stellen ohne Wasserpflanzen oder mit einem lockeren Bewuchs mit niedrigwüchsiger Vegetation oder Algenwatten, auch über feuchtem Schlamm, aber nie über trockenem Boden. Häufig schließen sich Eier legende Paare zu kleinen Gruppen zusammen.

Die Große Heidelibelle besiedelt eine Vielzahl von Gewässertypen, vor allem stehende Gewässer wie Tümpel, Kleingewässer und Weiher. Diese sind größtenteils besonnt und weisen eine flache Uferzone mit einem höchstens lockeren Pflanzenbewuchs auf. Auch an naturnah strukturierten technischen Gewässern wie Rückhaltebecken und in Abbaugruben mit Gewässern ist die Art zu finden, inzwischen auch zunehmend in Mooren. Die Larven halten sich in besonnten Flachwasserzonen an feinblättrigen Pflanzen oder innerhalb schwimmender Algenwatten auf, bevorzugt nahe der Wasseroberfläche. Sie tolerieren auch Brackwasser und überdauern ein kurzzeitiges Trockenfallen der Entwicklungsgewässer im feuchten Schlamm.

Die Große Heidelibelle ist in Schleswig-Holstein nicht gefährdet.

Große Heidelibelle
Sympetrum striolatum
© D. Kolligs
Männchen
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Wusstest Du schon

Bei hohen Temperaturen nehmen sie häufig die Obeliskstellung ein. Dabei recken sie den Hinterleib in Richtung Sonne, sodass sich die von der Sonne beschienene Körperfläche verringert. So beugen sie Überhitzung vor, ohne den Sitzplatz verlassen zu müssen.


Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • BUCK, K. (1990): Nachweis von Sympetrum pedemontanum (Allioni, 1766) und Sympetrum striolatum (Charpentier, 1840) in einer Kreidegrube bei Itzehoe (Anisoptera: Libellulidae). – Libellula 9(3/4): 75-92.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: T. Bresson