Kleines Granatauge Erythromma viridulum (Charpentier, 1840)

Das Kleine Granatauge ist mit einer Länge von 2,5 bis 3 cm etwas kleiner und schlanker als das Große Granatauge. Hauptkennzeichen der Männchen sind die leuchtend roten Augen und die blauen Brustseiten. Auch die letzten beiden Hinterleibsabschnitte sind blau. Im Gegensatz zum Großen Granatauge sind bei dieser Art die Seiten des zweiten und des achten Hinterleibssegments ebenfalls blau und auf dem letzten Hinterleibssegment ist oben eine x-förmige schwarze Zeichnung erkennbar. Die Weibchen haben rötliche oder braune Augen. Der Körper ist von oben gesehen schwarz, die Brustseiten und die Unterseite des Abdomens sind grünlich. Von den ähnlichen Weibchen des Großen Granatauges unterscheiden sie sich farblich nur durch den verkürzten hellen Schulterstreifen, der sich aber mit zunehmendem Alter verdüstert und daher als Bestimmungsmerkmal nicht immer geeignet ist. Eindeutig sind die Weibchen der beiden Arten nur anhand der Form des Halsschild-Hinterrands zu trennen.

Das Kleine Granatauge ist vor etwa 30 Jahren bei uns eingewandert und inzwischen bis zur dänischen Grenze verbreitet, die Funddichte nimmt aber von Südosten nach Nordwesten ab. Nördlich des Nord-Ostsee-Kanals sind deutlich weniger Beobachtungen zu verzeichnen. Mit fortschreitender Klimaerwärmung dürfte sich aber auch im Norden Schleswig-Holsteins die Nachweisdichte weiter erhöhen.

Die Tiere können ab Ende Mai schlüpfen. Die Hauptflugzeit im Juli und August liegt etwas später als die des Großen Granatauges. Man findet die Art aber auch noch vereinzelt im September. In der Reifephase halten sich die Jungtiere auf gewässernahe Wiesen, Brachen, an Gehölze oder in Feuchtwälder auf. Die geschlechtsreifen Tiere fliegen in der Regel fern vom Gewässerufer knapp oberhalb der Wasserlinie über der Tauch- oder Schwimmblattvegetation. Dabei setzten sie sich immer nur kurz ab. Bei starkem Wind verstecken sie sich auch im Röhricht oder zwischen Uferpflanzen. Zur Unterscheidung vom Großen Granatauge ist neben der Zeichnung der „hektisch“ wirkende Zickzackflug und in sitzender Position der in der Regel leicht nach oben gebogene Hinterleib („Hohlkreuz“) zu nennen. Bei der Eiablage in schwimmende Pflanzenteile bleiben die Männchen angekoppelt, sie setzen sich dabei ab oder richten sich auf und bleiben, wenn sie sich nicht festhalten können, halb fliegend mit schräg nach vorn gerichtetem Körper auf dem Weibchen stehen. Bei der Eiablage gehen die Paare im Gegensatz zu denen des Großen Granatauges fast nie unter Wasser.

Das Kleine Granatauge findet man an stehenden oder sehr langsam fließenden, besonnten Gewässern aller Art, sofern sie eine dauerhafte Wasserführung aufweisen und ein gut ausgeprägter Bewuchs aus Schwimmblattpflanzen oder bis an die Wasseroberfläche reichende Tauchblattpflanzen ausgebildet ist. Daneben werden aber auch Algenwatten zur Eiablage genutzt. Die Art besiedelt auch künstlich angelegte Gewässer wie Rückhaltebecken oder Fischteiche. Die Larven leben in Bereichen ohne Strömung im Schutz dichter Tauchblattpflanzenbestände oder zwischen den Wurzelausläufern der Schwimmblattpflanzen, im Herbst und Winter halten sie sich auf dem Gewässergrund zwischen Pflanzenresten auf.

Das Kleine Granatauge ist in Schleswig-Holstein wahrscheinlich immer noch in Ausbreitung begriffen und nicht gefährdet.

Kleines Granatauge
Erythromma viridulum
© Quartl
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Ed.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage) 
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 468 pp.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: Quartl