Insekten-Sommerschule 2023 in Mölln – 4 Tage Insektenspaß in Schleswig-Holsteins artenreichem Süden

Was machen eigentlich die Insekten in den Sommerferien? Sie fliegen zur Insekten-Sommerschule! Schließlich werden sie nirgends sonst so ausführlich bestaunt, bestimmt, fotografiert und mit so viel Körpereinsatz gefangen. Vier Tage und drei Nächte lang haben sich 14 Schülerinnen und Schüler im Alter von 11 bis 18 in der letzten Sommerferienwoche ganz den Sechsbeinern gewidmet und geforscht, gesucht und untersucht, was das Zeug hält.

Fand die Sommerschule bisher in und um Kiel herum statt, ging es in diesem Jahr erstmals hinaus in die Welt: nach Mölln! Klingt erstmal nicht so exotisch – im Vergleich zum schleswig-holsteinischen Durchschnittsort ist es das aber. Denn so weit im wärmeren schleswig-holsteinischen Süden kommen zahlreiche Arten vor, von denen man in Kiel nur träumen kann. Untergebracht waren die Insektenforscher*innen im Tannenhof, der bereits vor 14 Jahren in Eigeninitiative eine artenreiche, magere, fast graslose Wildblumenwiese mit Regiosaatgut angelegt hatte. „Die wussten damals schon, dass wir heute kommen“, ging es dem Insektenteam der Kieler Forschungswerkstatt – Dr. Katrin Schöps, Michael Scheer, Lennart Bendixen – durch den Kopf, als sie bei der Ankunft von der Luxuswiese überrascht wurden. Dementsprechend hoch waren die Erwartungen: Ob wir es wohl schaffen, hier 150 Insektenarten zu finden? Trotz der selbstauferlegten Challenge waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur zwischendurch mal auf der Suche nach neuen Arten und arbeiteten vorrangig an ihren eigenen Projekten: Wie bestimme ich Heuschrecken? Welche Tagfalter kommen auf der Wiese vor? Wo muss ich wann suchen, um Großlibellen zu finden – und wie schaffe ich es, sie zu fangen?

Zwei ausführliche Exkursionen führten die Insektengruppe in verschiedene Biotope der direkten Umgebung: Mischwald, Ufer des Drüsensees, Feuchtwiese, Trockenrasen am Segelflugplatz. Letzterer brachte auch eins der größten Highlights ein, denn zwischen Sandwespen und Wiesenvögelchen waren ein paar Blauflügelige Ödlandschrecken unterwegs. Aber auch die Kaisermäntel, die Schabenwespe oder die imposante Weinschwärmer-Schlupfwespe sorgten für Aufsehen.

Wer abends noch nicht genug hatte, verbrachte noch ein paar Stunden am „Leuchtturm“ – einem von innen beleuchteten Stoffzylinder zum Anlocken nachtaktiver Insekten – und bestaunte die Vielfalt: Schwammhafte, Buschhornblattwespen, jede Menge Wanzen und Schmetterlinge und darunter zu aller Freude am letzten Abend auch noch ein gewaltiger Kiefernschwärmer.

Letztendlich wurden insgesamt etwa 168 Insektenarten gefunden, darunter 11 Heuschrecken, was mehr als ein Viertel aller in Schleswig-Holstein vorkommenden Arten ist. Auch mit den 11 Tagfalter-Arten konnte man durchaus zufrieden sein – und das ohne die häufigen „Brennnessel-Falter“ Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs und Admiral. Viele Tiere wurden auf der Wiese direkt vor der Haustür des Tannenhofs entdeckt: Hier flogen Einhornkäfer, Ampfer-Purpurspanner, Dickkopffliegen, Wespenschwebfliegen und sogar eine Kleine Harzbiene, die in Schleswig-Holstein zu den Raritäten gehört und hier den Rote-Liste-Status „vom Aussterben bedroht“ hat. Fazit: Voller Erfolg – wann sind endlich wieder Sommerferien?!

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Die Blumenwiese des Tannenhofs hat zahlreiche schicke Insektenarten zu bieten
Exkursion zu den Ödlandschrecken
Auch auf der Feuchtwiese am Drüsensee sind spannende Arten zu finden