Glänzende Binsenjungfer Lestes dryas (W. F. Kirby, 1890)

Die Glänzende Binsenjungfer ist eine kräftig gebaute Kleinlibelle, die bis zu 4 cm lang werden kann. Der Körper ist metallisch glänzend grün bis bronzefarben. Geschlechtsreife Männchen weisen im typischen Fall am ersten und an der vorderen Hälfte des zweiten Hinterleibssegments und oben auf den Hinterleibsabschnitten acht bis zehn eine blaue Bereifung auf. Die Weibchen haben in der Regel keine Bereifung. Der Legebohrer ragt über das letzte Hinterleibssegment hinaus. Die Art kann leicht mit der deutlich häufigeren Gemeinen Binsenjungfer verwechselt werden. Die Bereifung der Männchen ist bei jener Art nicht nur auf die vorderen Hälfte des zweiten Hinterleibssegments beschränkt, kann aber bei jungen oder sehr alten Tieren noch nicht oder nicht mehr vollständig ausgebildet sein. Zur Sicherheit sind die unteren Hinterleibsanhänge zu betrachten. Diese sind bei der Glänzenden Binsenjungfer kurz und am Ende löffelförmig verbreitert. Bei den Weibchen ist der Legebohrer der Gemeinen Binsenjungfer kürzer, dies ist aber auch nicht immer eindeutig. Als weitere Bestimmungshilfe dienen daher die grünen Flecken auf der Oberseite des zweiten Hinterleibssegments. Sie sind bei der Glänzenden Binsenjungfer viereckig, nicht dreieckig wie bei der Gemeinen Binsenjungfer.

Die Glänzende Binsenjungfer wurde in ganz Schleswig-Holstein einschließlich der Inseln verstreut nachgewiesen. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt in den östlichen Landesteilen.

Nach der Überwinterung im Ei entwickeln sich die Larven in wenigen Monaten zum erwachsenen Tier, das dann vom Schlupfbeginn Ende Mai bis Ende August beobachtet werden kann. Einzelne Exemplare fliegen noch im September. Frisch geschlüpfte Tiere suchen Wiesen, Waldränder und lichte Waldbereiche auf und verbringen die Zeit bis zur Geschlechtsreife in hochwüchsigen Grasbeständen, Brachen oder Hochstaudenfluren. Geschlechtsreife Männchen besetzen exponierte Sitzwarten im Flachwasser, von denen aus sie ankommende Weibchen anfliegen und andere Männchen vertreiben. Die Paarung kann bis zu zweieinhalb Stunden dauern. Die Eiablage erfolgt in der Regel zusammen mit dem Männchen. Die Eier werden meist in senkrecht stehende Teile von Seggen oder Binsen eingestochen.

Besiedelt werden vor allem kleine, flache oder flach auslaufende Tümpel und Kleingewässer mit einem niedrigen Bewuchs aus z. B. Flatterbinse, Sumpfbinse oder Seggen. Hohe Röhrichtbestände wie Schilf oder Rohrkolben meidet die Glänzende Binsenjungfer. Die Fortpflanzungsgewässer sind oft im Sommer ganz oder teilweise ausgetrocknet. Die Larven halten sich zwischen dem Bewuchs in der Flachwasserzone auf.

Die Glänzende Binsenjungfer steht seit 2011 in Schleswig-Holstein auf der Vorwarnliste. Negativen Einfluss haben Entwässerung, aber auch Anhebung des Wasserstandes, intensive Beweidung, fehlende Pflege mit in der Folge Aufwachsen von Gehölzen und starke Beschattung. Durch den Klimawandel trocknen die Fortpflanzungsgewässer immer öfter aus, bevor die Larven schlupfbereit sind.

Glänzende Binsenjungfer
Lestes dryas
© D. Kolligs
Männchen
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & A. SCHRÖTER (Ed.) (2021): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • JÖDICKE, R. (1997): Die Binsenjungfern und Winterlibellen Europas. -  Neue Brehm-Bücherei Bd. 631; Westarp-Wissenschaften, Magdeburg.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 468 pp.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Text: A. Bruens