Gemeine Winterlibelle Sympecma fusca (Vander Linden, 1820)

Männchen und Weibchen der Gemeinen Winterlibelle sind durch eine bräunliche Grundfärbung mit kupferfarbener torpodoförmiger Zeichnung oben auf den Hinterleibssegmenten gekennzeichnet. Die Gesamtlänge beträgt 3,5 bis 4 cm. Die Brust weist zwei dunkle Seitenbinden auf, die Unterkante der oberen Binde verläuft bei dieser Art gerade. Dieses Merkmal unterscheidet sie von der in Schleswig-Holstein nicht heimischen Sibirischen Winterlibelle, bei der die Unterkante dieser Binde nach unten ausgebuchtet ist. Im Sitzen halten die Winterlibellen die Flügel zusammen auf einer Körperseite. Nach der Überwinterung sind die Tiere deutlich dunkler und haben auf der Augenoberseite einen blauen Fleck.

Die Gemeine Winterlibelle kann vor allem in den südlichen Landesteilen bis etwa zur Line Kiel - Halbinsel Eiderstedt beobachtet werden, tritt aber in der Marsch nur ausnahmsweise auf. Die Verbreitungsschwerpunkte dieser Art liegen im Südosten des Landes sowie in Aukrug und bei Lägerdorf.

Der Schlupf erfolgt ab Anfang Juli und kann sich bis in den August erstrecken. Die Lebensdauer eines Individuums kann 12 bis 13 Monate betragen, dadurch ist eine Überlappung der Generationen im Juli möglich. Nach dem Schlüpfen bleiben die Tiere nur kurz in der Nähe ihrer Entwicklungsgewässer und halten sich danach in der Umgebung auf, wo sie gut getarnt auf abgestorbenen Halmen sitzen und nur kurz auffliegen, wenn man ihnen sehr nahe kommt. Ab Oktober suchen sie ihre Überwinterungsräume auf, wo sie zwischen kleinen Trieben, auf Gehölzjungwuchs oder an Gräsern sitzen. Möglicherweise verstecken sich auch einzelne Tiere in der Laubstreu, in Höhlen oder unter Reisig. Sie sind auch im Winter phasenweise aktiv und können auch noch bei niedrigen Temperaturen ihren Standort verändern. Ab März kehren sie zur Fortpflanzung ans Gewässer zurück. Die Männchen beziehen Sitzwarten, meist aus dem Wasser ragende Teile abgestorbener Pflanzen, die sie gegenüber anderen Männchen verteidigen. Die Weibchen kommen nur zur Paarung ans Wasser, danach werden die Eier in der Regel in Begleitung des Männchens an sonnigen Stellen in auf dem Wasser treibende Röhrichtstücke gelegt.

Als Entwicklungsgewässer bevorzugt die Gemeine Winterlibelle kleine, besonnte, nicht zu nährstoffreiche Stillgewässer in windgeschützter Lage (z.B. in Kiesgruben) mit einem eher lückig ausgebildeten Röhricht und sich schnell erwärmenden Flachwasserzonen. Die Larven halten sich im Röhricht, an Tauchblattpflanzen und in Algenwatten dicht unter der Wasseroberfläche auf. Sie sitzen auch gerne an der Unterseite von treibenden Pflanzenteilen oder abgestorbenen Röhrichtstückchen. Als Landlebensräume werden im Spätsommer und Herbst besonnte geschützte Waldränder, Lichtungen, Wegränder und Brache aufgesucht. Die Überwinterung erfolgt in lichten Waldbereichen und an warmen Waldrändern.

Die Gemeine Winterlibelle ist in Schleswig-Holstein aktuell nicht gefährdet. Die Art benötigt jedoch neben nicht zu stark bewachsenen Fortpflanzungsgewässern in stärkerem Maße als andere Libellenarten auch naturnahe Landlebensräume.

Gemeine Winterlibelle
Sympecma fusca
© Quartl
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Wusstest Du schon

Die Gemeine Winterlibelle ist die einzige Libellenart bei uns, die als fliegendes Insekt überwintert.


Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & A. SCHRÖTER (Ed.) (2021): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • JÖDICKE, R. (1997): Die Binsenjungfern und Winterlibellen Europas. -  Neue Brehm-Bücherei Bd. 631; Westarp-Wissenschaften, Magdeburg.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 468 pp.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: Ragnar1904