Großer Blaupfeil Orthetrum cancellatum (Linnaeus, 1758)

Der Große Blaupfeil erreicht eine Gesamtlänge von 4,5 bis 5 cm. Der Vorderkörper ist braun, der Hinterleib leicht abgeplattet und verbreitert. Dunkle Flecken auf der Basis der Vorder- und Hinterflügel fehlen, dadurch ist die Art eindeutig vom Plattbauch und Spitzenfleck zu unterscheiden. Der Hinterleib der Männchen ist bei Jungtieren zunächst gelb, später wird er blau bereift, die letzten Segmente sind dunkel gefärbt. Der Hinterleib der Weibchen ist gelbbraun mit einem schwarzen Strickleitermuster auf der Oberseite. Im Alter werden sie dunkler und können sogar eine Bereifung wie die Männchen entwickeln.

Der Große Blaupfeil tritt in allen Hauptnaturräumen auf, am häufigsten ist er im Östlichen Hügelland südlich des Nord-Ostsee-Kanals und in der Umgebung von Hamburg nachzuweisen. Es sind teilweise Erfassungsdefizite zu vermuten, da die Art prinzipiell auch an intensiv genutzten Gewässern zu beobachten ist und Brackwasser toleriert.

Die Dauer der Larvalentwicklung beträgt zwei bis drei Jahre. Die ersten Exemplare schlüpfen bereits Anfang Mai, die Hauptflugzeit endet Mitte August. Die letzten Beobachtungen von Einzeltieren erfolgten im September. Die Jungtiere halten sich während der bis zu drei Wochen dauernden Reifungsperiode auf Grünland und Brachen oder an geschützten Stellen am Waldrand oder auf sonnigen Lichtungen auf. Dort sitzen sie auf Zweigen von Büschen oder in Hochstaudenfluren. Die geschlechtsreifen Männchen beziehen bevorzugt an offenen und besonnten Uferstellen auf dem Boden, auf Steinen oder relativ weit unten an Pflanzenstängeln, eventuell auch auf Algenwatten und Treibholz, Position und beobachten ihr Revier. Von dort aus starten sie zu Patrouillenflügen in geringer Höhe über der Wasseroberfläche. Mit Artgenossen und anderen Großlibellenarten liefern sie sich Luftkämpfe. Die ins Revier kommenden Weibchen werden zunächst im Flug ergriffen, die Paarung wird danach auf dem Boden oder in der Vegetation fortgesetzt. Die Übertragung der Spermien dauert oft nur wenige Sekunden. Bei der Eiablage fliegt das Weibchen allein über der Wasseroberfläche und tippt mit dem Hinterleibsende kurz die Wasseroberfläche an. Dabei werden die Eier ins Wasser abgegeben.

Bevorzugte Lebensräume des Großen Blaupfeils sind größere Gewässer mit offener, wenig beschatteter, nicht zu stark bewachsener Flachwasserzone oder unbewachsenen, schlammigen Uferabschnitten. Die Art besiedelt aber auch neu angelegte Kleingewässer, sofern sie nicht regelmäßig austrocknen. Seltener tritt sie an Fließgewässern oder in Mooren auf. Der Große Blaupfeil kann sich auch in Brackwasser fortpflanzen. Die Larven halten sich zeitweise eingegraben am Gewässergrund auf und tarnen sich durch Schlamm und verrottende Pflanzenteile, die sich in ihren Borsten festsetzen. Sie tolerieren Fischbesatz in ihren Fortpflanzungsgewässern.

Der Große Blaupfeil ist in Schleswig-Holstein nicht gefährdet.

Großer Blaupfeil
Orthetrum cancellatum
© D. Kolligs
Männchen
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. (Ed.) (2014): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 712 pp.
  • SCHMIDT, E. (1974): Faunistisch-ökologische Analyse der Odonatenfauna der Nordfriesischen Inseln Amrum, Sylt und Föhr. – Faun.-ökol. Mitt. 4: 401-418.

Text: A. Bruens