Plattbauch Libellula depressa (Linnaeus, 1758)

Der Plattbauch ist eine robust wirkende Großlibelle mit auffallend breitem abgeplattetem Hinterleib, etwa 4 bis 5 cm lang. Die Basis der Vorder- und Hinterflügel ist auffällig breit dunkel gefärbt, die Flügelspitzen ungefärbt. Vorderkörper und Augen sind braun gefärbt, die Brust weist breite helle Schulterstreifen auf. Der Hinterleib der Männchen ist zunächst gelb, später blau bereift, mit seitlich kleinen gelben Flecken. Der Hinterleib der Weibchen entwickelt sich von gelb über beige zu braun, ebenfalls mit seitlich gelben Flecken. Auf den ersten Blick wirken die gelb gefärbten Tiere im Flug manchmal wie eine überdimensionierte Hornissenkönigin. Im Alter werden die Weibchen dunkler und können sogar eine Bereifung wie die Männchen entwickeln. Bei den ähnlichen Arten Spitzenfleck und Blaupfeil ist der Hinterleib deutlich schmaler, die Flügelbasis des Blaupfeils ist außerdem transparent.

Der Plattbauch ist eine weit verbreitete Art, die in allen Hauptnaturräumen und auch auf den Inseln zu beobachten ist. Verbreitungslücken in Teilen der Marsch und Angeln sind mindestens teilweise auf Erfassungsdefizite zurückzuführen.

Der Schlupf beginnt nach einer ein- bis zweijährigen Larvalentwicklung Ende April. Die Hauptflugzeit erstreckt sich von Anfang Mai bis Ende Juli, einzelne Tiere sieht man noch im August. Die erwachsenen Tiere sind gute Flieger und streifen weit umher. Nur ein geringer Teil verbleibt am Schlupfgewässer. Die geschlechtsreifen Männchen lassen sich gerne auf einzeln stehenden Ästen oder Halmen nieder, von denen aus sie das Fortpflanzungsgewässer gut überblicken können. Nach einer Paarung werden sie territorial und besetzen für ein bis zwei Tage ein Revier im Umkreis ihrer Lieblingssitzwarte. Findet das Männchen in diesem Zeitraum keinen weiteren Paarungspartner, zieht es weiter. Weibchen findet man oft abseits von Gewässern an sonnenexponierten Wald- oder Knickrändern, wo sie jagen. Die Paarung dauert nur kurz (maximal eine Minute) und erfolgt normalerweise in der Luft. Das Weibchen legt die Eier, teilweise bewacht vom Männchen, im wippenden Flug frei in sonnigen Flachwasserzonen ab. Dabei wird die Hinterleibsspitze ins Wasser getaucht und die Eier abgestreift oder die Eier werden dicht über der Wasseroberfläche abgeworfen.

Der Plattbauch ist ein typischer Erstbesiedler neu angelegter Gewässer, verschwindet aber in der Regel mit zunehmendem Bewuchs nach einigen Jahren wieder. Bevorzugt werden kleine, sonnenexponierte, vegetationsfreie oder pflanzenarme Gewässer wie Tümpel und Kleingewässer, aber auch Weiher und technische Gewässer werden nicht gemieden. Die Larven leben im Flachwasser der Fortpflanzungsgewässer auf dem Boden zwischen Schlamm, Laub oder anderen verrottenden Pflanzenteilen. Sie können sowohl zeitweises Austrocknen der Fortpflanzungsgewässer im Sommer als auch Durchfrieren im Winter bei starken Frösten überdauern.

Durch die natürliche Sukzession verlieren neu angelegte Gewässer nach einigen Jahren ihren Wert für den landesweit ungefährdeten Plattbauch. Die Art ist daher auf die Aktivität des Menschen bezüglich der Schaffung neuer Gewässer oder der Pflege bestehender Gewässer angewiesen.

Plattbauch
Libellula depressa
© Andreas Eichler
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. (Ed.) (2014): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 712 pp.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens