Zarte Rubinjungfer Ceriagrion tenellum (de Villers, 1789)

Die Zarte Rubinjungfer ist mit einer Körperlänge von 2,5 bis 3,5 cm eine unserer kleinsten Libellen. Die Grundfärbung ist hellrot, Beine und Flügelmal sind rötlich bis hell rotbraun. Daran ist die Art eindeutig von der Frühen Adonislibelle zu unterscheiden, die ebenfalls rot gefärbt ist, aber schwarze Beine und ein schwarzes Flügelmal aufweist. Auf den Brustseiten sind die Schulterstreifen reduziert oder fehlen. Bei den Weibchen existieren mehrere Farbformen mit unterschiedlich ausgedehnter dunkler Färbung, wobei die dunkelste Form kaum noch rote Farbe aufweist und die Tiere dann eventuell mit einer Binsenjungfer verwechselt werden können. Das Flügelmal steht bei den Binsenjungfern jedoch über mindestens zwei Zellen und nicht nur über eine Zelle wie bei der Zarten Rubinjungfer.

Die Zarte Rubinjungfer ist aktuell im äußersten Südosten des Landes an zwei Gewässern zu beobachten. Im Jahr 2020 wurde auch eine kleine Population in der Nähe von Kaltenkirchen festgestellt.

Nach einer Larvalentwicklung von etwa zwei Jahren schlüpfen die ersten Tiere Ende Mai. Die Flugzeit kann sich bis Ende August oder sogar manchmal Anfang September erstrecken. Die Jungtiere sind relativ mobil und haben wahrscheinlich einen großen Aktionsradius, auch wenn sich die Mehrzahl in Gewässernähe in besonntem, strukturreichem Bewuchs aufhält. Geschlechtsreife Tiere am Fortpflanzungsgewässer erscheinen jedoch eher flugfaul. Sie ruhen meist an Halmen und Zweigen im Uferbereich oder fliegen flach über schwimmenden Torfmoosbeständen, so dass sie leicht übersehen werden können. Die Paarung erfolgt in gewässernahen Pflanzenbeständen und dauert meist weniger als eine Stunde. Bei der Eiablage in schwimmende Torfmoose, Sauergräser oder Algenwatten werden die Weibchen vom angekoppelten Männchen begleitet.

Die in Schleswig-Holstein bekannten Populationen besiedeln kleine bis mittelgroße Moorgewässer mit einer schwimmenden Torfmoosdecke. Im westlichen Niedersachsen hat sich die Art in den letzten Jahren stark ausgebreitet und es sind inzwischen alle nicht austrocknenden Gewässer in renaturierten Mooren besiedelt. Es sollte daher auch bei uns im Land in wiedervernässten Mooren und an alten Torfstichen besonders auf diese Art geachtet werden.

Die Zarte Rubinjungfer ist bei uns extrem selten. Anhand der Beobachtung der Ausbreitungstendenzen in angrenzenden Bundesländern ist aber zu erwarten, dass die Art bei uns in Zukunft zunehmen wird.

Zarte Rubinjungfer
Ceriagrion tenellum
© Charles J. Sharp
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BAUMANN, K.; JÖDICKE, R.; KASTNER, F.; BORKENSTEIN, A.; BURKART, W.; QUANTE, U. & T. SPRENGLER (Hrsg.) (2021): Atlas der Libellen in Niedersachsen/Bremen. - Mitteilungen der Arbeitsgemeinschaft Libellen in Niedersachsen und Bremen, Sonderband.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuijes von Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera)- Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: C.J. Sharp