Speer-Azurjungfer Coenagrion hastulatum (Charpentier, 1825)

Die Speer-Azurjungfer ist eine zierliche Kleinlibelle mit einer Gesamtlänge von etwas mehr als 3 cm. Die Männchen sind überwiegend hellblau mit grünlicher Färbung an den Seiten des Körpers. Auf dem Kopf befindet sich zwischen den Hinteraugenflecken ein schmaler blauer Querstrich. Der Hinterleib hat ein schwarzes Muster, das auf dem zweiten Segment an einen stumpfen Speer oder an einen Pilz erinnert, aber sehr variabel sein kann. Dadurch ist eine Verwechslung mit der Mond-Azurjungfer möglich. Diese hat jedoch keinen blauen Querstrich zwischen den Hinteraugenflecken und die schwarze Zeichnung des dritten bis fünften Hinterleibssegments ist deutlich länger als die halbe Segmentlänge. Bei der Speer-Azurjungfer ist die dunkle Zeichnung auf dem dritten Segment in der Mitte langgezogen und die schwarze Färbung auf den Segmenten drei bis fünf nimmt maximal die Hälfte der Segmentlänge ein. Die Weibchen sind grün gefärbt. Die Zeichnung ist von oben gesehen, vom zweiten bis zum zehnten Hinterleibsabschnitt durchgehend schwarz. Auf den Segmenten zwei bis vier ist die Schwarzfärbung etwas schmaler, dadurch ist die grüne Farbe von oben gesehen, seitlich sichtbar. Der Hinterrand des Halsschilds ist schwach gewinkelt und weist die Form eines weit geöffneten V auf.

 

Die Fundorte befinden sich sowohl in der Geest als auch im Hügelland, vor allem in den nördlichen Landesteilen in einem breiten Streifen zwischen der dänischen Grenze und dem Nord-Ostsee-Kanal. Schwerpunkte mit größeren Vorkommen liegen sowohl in der Oberen Treene-Niederung als auch in den Mooren in der Umgebung von Rendsburg.

Nach einer einjährigen Larvalentwicklung schlüpfen die Tiere ab Mitte Mai. Die Hauptflugzeit erstreckt sich bis Anfang Juli, die letzten Exemplare findet man eventuell noch bis Anfang August. Die Reifungsphase verbringen die Jungtiere meist in Gewässernähe an wärmen und geschützten Stellen wie Lichtungen, Gehölzrändern, Schneisen und Ähnlichem. Ein Teil der Tiere wandert in dieser Zeit ab und sucht neue Fortpflanzungsgewässer. Die geschlechtsreifen Männchen sitzen in Wassernähe auf niedrigwüchsigen Pflanzen. Von dort aus fliegen sie bei der Suche nach Weibchen über längere Strecken zwischen den Halmen hindurch, wobei entgegenkommenden Männchen einander ausweichen. Die Paarung dauert selten länger als 30 Minuten. Die Eiablage wird in der Regel in Begleitung des Männchens durchgeführt, wobei beide Partner bis unter die Wasseroberfläche gehen können. Die Weibchen legen ihre Eier in senkrecht wachsende Wasserpflanzen, vor allem in untergetauchte Teile, in Mooren, auch in Torfmoose. Weiterhin wird abgestorbene Vegetation zur Eiablage genutzt.

Besiedelt werden zum einen Gewässer in Hoch- und Übergangsmooren wie z.B. Torfstiche, zum anderen nährstoffarme Kleingewässer mit Flachwasserzone. Geeignete Lebensräume sind durch eine lockere Ufervegetation aus Seggen und Binsen gekennzeichnet. Die Larven halten sich in den Flachwasserzonen der Entwicklungsgewässer zwischen den Wasserpflanzenbeständen auf.

Die Speer-Azurjungfer ist in Schleswig-Holstein stark gefährdet. Dies ist eine Folge des Verlustes von Pufferzonen und Bewirtschaftungswechsel (Maisanbau statt Grünland). Dadurch kommt es zu verstärkten Nährstoffeinträgen, was zu einem ungeeigneten Pflanzenbewuchs führen kann. Hinzu kommt das Fehlen von Pflegemaßnahmen, Fischbesatz sowie Grundwasserabsenkung.

Speer-Azurjungfer
Coenagrion hastulatum
© L. B. Tettenborn
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & SCHRÖTER, A. (Ed.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • LÖSING, U. (1988): Auswertung faunistisch-ökologischer Bestandsaufnahmen im NSG "Achmer Grasmoor" und der geplanten Erweiterungsfläche im Hinblick auf Pflege und Entwicklung. – Dipl.-Arbeit, Fachber. Landespflege der Univ.-GH Paderborn.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: L.B. Tettenborn