Gemeine Becherjungfer Enallagma cythigerum (Charpentier, 1840)
Die Gemeine Becherjungfer ist eine eher zierliche Kleinlibelle, die Körperlänge beträgt 3 bis 3,5 cm. Auf den unteren Brustseiten haben die Tiere nur einen schmalen schwarzen Streifen. Dadurch ist die Gattung der Becherjungfern von den Azurjungfern zu unterscheiden, die dort zwei dünne dunkle Striche aufweisen. Die Grundfärbung der Männchen ist leuchtend blau mit wenig ausgedehnter Schwarzfärbung auf dem dritten bis fünften Hinterleibssegment. Das schwarze Muster oben auf dem zweiten Hinterleibssegment erinnert in seiner typischen Form einen pokalförmigen Becher oder eine gestielte Kugel. Die Weibchen treten in einer blauen, einer grünen und einer bräunlich-roten Färbungsvariante auf. Die schwarze Zeichnung auf den Hinterleibssegmenten ist torpedoförmig.
Im Bereich der Geest und dem größten Teil des Hügellandes dürfte die Gemeine Becherjungfer fast überall verbreitet sein, auch auf den Nord- und Ostseeinseln ist sie aktuell zu finden. In der Marsch und in Angeln ist eine deutlich geringere Fundpunktdichte festzustellen.
Nach dem Schlupf ab Ende April können die Tiere bis Anfang Oktober beobachtet werden. Die Hauptflugzeit liegt in den Monaten Juni, Juli und August. Die frisch geschlüpften Tiere halten sich bis zu vier Wochen an windgeschützten, warmen Stellen in Wiesen, Brachen, auf Lichtungen und Gehölzrändern auf. Die reifen Männchen sitzen am Gewässerrand oder im Flachwasser an senkrecht stehenden Stängeln oder Halmen und erwarten die Weibchen. Die Weibchen suchen die Gewässer nur zur Fortpflanzung auf und werden oft schon vor dem Erreichen des Ufers von den Männchen ergriffen. Die Paarung erfolgt in der Regel in der Ufervegetation, aber auch in Landhabitaten, hunderte von Metern entfernt vom Fortpflanzungsgewässer. Danach fliegen die Paare auf die Wasserfläche hinaus und suchen zur Eiablage nach Pflanzen, die aus dem Wasser herausragen. Die Eier werden in schwimmende Pflanzenteile gelegt, dabei bleiben die Männchen angekoppelt, es sei denn, das Weibchen geht bei der Eiablage unter Wasser.
Man findet die Gemeine Becherjungfer an Stillgewässern aller Art, auch an langsam fließenden Gewässern mit strömungsberuhigten Buchten. Optimal sind Kleingewässer, Seen mit Verlandungszone, Abbaugewässer, Torfstiche und großflächige Moorregenerationsgewässer. Für die Eiablage ist das Vorhandensein größerer freier Wasserflächen, untergetauchter, aber bis an die Oberfläche ragender Wasserpflanzen und mindestens lückiger Röhrichte oder ein Binsensaum erforderlich. Die Entwicklung ist auch im Brackwasser möglich. Die Larven leben auf dem Gewässerboden oder zwischen Wasserpflanzen, in Fließgewässern in strömungsberuhigten Bereichen im Schutz dichter Pflanzenbestände.
Die Gemeine Becherjungfer ist in Schleswig-Holstein nicht gefährdet.
Gemeine Becherjungfer
Enallagma cythigerum
Körperlänge | 18 mm |
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Vorderflügellänge | 22 mm |
Länge Larven | 3cm |
Exemplare in S-H | 250.000 |
Alter MAX | 3 Wochen |
Literatur
- ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
- BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuijes von Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
- BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
- BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
- DIJKSTRA, K.-D. B. & SCHRÖTER, A. (Ed.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
- STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
- WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
Text: A. Bruens