Große Pechlibelle Ischnura elegans (Vander Linden, 1820)

Die Große Pechlibelle ist eine zierliche Kleinlibelle mit einer Körperlänge von 3 bis 3,5 cm. Die Männchen sind durch ein sehr kurzes, zweifarbiges schwarz-weißes Flügelmal im Vorderflügel gekennzeichnet. Kopf, Brust und Hinterleib sind, von oben gesehen, überwiegend schwarz, nur das achte Hinterleibssegment leuchtet blau. Bei uns sind sie eigentlich nur mit den Männchen der Kleinen Pechlibelle zu verwechseln, bei der jedoch das achte Hinterleibssegment nur im letzten Drittel und dazu das neunte Hinterleibssegment blau gefärbt ist. Bei den Weibchen existieren fünf verschiedenen Farbvariationen, zwei bei unausgefärbten und drei bei geschlechtsreifen Tieren. Bei allen Formen ist das achte Hinterleibssegment oben heller gefärbt als die Oberseite der anderen Abschnitte.

Die Große Pechlibelle ist bei uns im Land die häufigste Libelle. Im Bereich der Geest und des Hügellandes dürfte die Art flächendeckend verbreitet sein, in der Marsch und in Angeln ist eine etwas geringere Fundpunktdichte festzustellen, die aber wahrscheinlich auf Erfassungsdefizite zurückzuführen ist.

Nach einer einjährigen Larvalentwicklung beginnt der Schlupf Ende April. Die Flugzeit erstreckt sich meist bis Anfang September, manchmal auch bis in den Oktober. Die frisch geschlüpften Tiere entfernen sich auch während der Reifeperiode in der Regel nicht weit vom Gewässer, sie nutzen dabei wärmebegünstigten Stellen auf extensiv genutzten Grünland oder Hochstaudenfluren. Die Art ist auch noch bei relativ kühlem, trüb-regnerischen Wetter und im Tagesverlauf früher bzw. später als andere Kleinlibellen aktiv. Die paarungsbereiten Männchen erwarten die Weibchen in der Ufer- und Flachwasservegetation. Das Paarungsrad wird nach dem Ergreifen des Weibchens sehr schnell gebildet, die Paarungsdauer ist mit drei bis vier Stunden relativ lang. Die Eiablage erfolgt in der Regel am späten Nachmittag und ohne die Begleitung des Männchens in der Röhrichtzone oder unmittelbar davor in auf dem Wasser treibenden, abgestorbenen Halmen oder Blättern, seltener in Teile von lebenden Pflanzen.

Die Große Pechlibelle besiedelt stehende Gewässer aller Art, auch Fließgewässer mit geringer Strömungsgeschwindigkeit oder mit strömungsberuhigten Buchten, Mooren und Brackwasser. Sie meidet lediglich schnell fließende Bachabschnitte, sehr stark beschattete Gewässer oder extrem saure Moore. Die Art erreicht teilweise hohe Dichten an intensiv genutzten, nährstoffreichen und strukturarmen Gewässern wie Angelteichen oder Entwässerungsgräben und ist dort dann oft die einzige häufige Art. Der Aufenthaltsort der Larven befindet sich innerhalb untergetauchten Wasserpflanzen und zwischen Röhrichtpflanzen, nicht selten auch auf dem Gewässergrund.

Die Große Pechlibelle ist in Schleswig-Holstein ungefährdet. Aufgrund ihrer guten Anpassungsfähigkeit ist sie in der Lage, fast alle Gewässertypen zu besiedeln.

Große Pechlibelle
Ischnura elegans
© D. Kolligs
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuijes von Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • BRUENS, A. (1990): Die Odonaten (Insecta) des Schilfgürtels vom Belauer See (Schleswig-Holstein) – Ein Beitrag zur Ökosystemforschung im Bereich der Bornhöveder Seenkette. – Diplomarbeit an der Christian-Albrechts-Universität Kiel.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)  
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.  
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.
  • Webseite der British Dragofly Socitey, Beschreibung der Großen Pechlibelle (englisch), abgerufen am 20.02.2016: http://www.british-dragonflies.org.uk/species/blue-tailed-damselfly

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: Ragnar1904