Westliche Weidenjungfer Chalcolestes viridis (Vander Linden, 1825)

Die Westliche Weidenjungfer ist mit bis zu 5 cm Körperlänge etwas größer und schlanker als die ähnlich aussehenden Binsenjungfern. Die Tiere sind oben dunkelgrün bis kupferfarben, metallisch glänzend und immer ohne blaue Bereifung. Das Flügelmal ist hell. Die Brustseiten haben einen dunklen Sporn, dadurch ist die Art eindeutig von den Binsenjungfern zu unterscheiden. Bei ausgefärbten Männchen sind die oberen Hinterleibsanhänge auffallend weiß, die unteren Hinterleibsanhänge dagegen sehr kurz. Der Legeapparat der Weibchen ist unterseits stark gezähnt.

Die Westliche Weidenjungfer ist zurzeit fast in ganz Schleswig-Holstein verbreitet, dabei nimmt die Art von Südwesten nach Norden deutlich ab. Auch die Nordseeküstenregion ist nur sehr dünn besiedelt, dies liegt wahrscheinlich am Fehlen geeigneter Gewässer.

Die Larvenzeit der Westlichen Weidenjungfer dauert nur wenige Monate, die erwachsenen Tiere schlüpfen frühestens im Juni, in der Regel aber erst ab Juli. Die Flugzeit kann bei nicht zu kalter Witterung bis in den November reichen. Die Reifungsperiode verbringen die Tiere an windgeschützten Gehölzrändern, in Röhrichten oder auf Sumpfwiesen, oft in einiger Entfernung von Gewässern. Geschlechtsreife Männchen erwarten die Weibchen im Bereich der Ufergehölze auf Sitzwarten an hochgelegenen Zweigen, die gegenüber anderen Männchen verteidigt werden. Bei der Eiablage wird das Weibchen vom Männchen begleitet, oft sieht man dann mehrere Paare, die zusammen an einer geeigneten Stelle Eier legen. Es handelt sich um die einzige Art in Mitteleuropa, die ihre Eier fast ausschließlich in verholzte Pflanzenteile legt. Dazu dienen vor allem Äste von Weiden und Erlen, in Mooren auch Birken und Faulbaum. Die Eiablage erfolgt in Zweige, die über dem Wasser hängen, so dass idealerweise die aus den Eiern schlüpfenden (Pro-)Larven direkt ins Gewässer fallen. Der Legeapparat der Weibchen ist daher besonders kräftig und sägeartig ausgebildet.

 

Die Westliche Weidenjungfer pflanzt sich in Gewässern aller Art fort, neben verschieden großen Stillgewässern ist sie auch in Fließgewässern und Mooren zu finden. Voraussetzung ist das Vorhandensein von Ufergehölzen mit überhängenden Zweigen direkt am Gewässerrand. Die Larven leben am Gewässergrund oder zwischen Wasserpflanzen.

Die Westliche Weidenjungfer ist in Schleswig-Holstein nicht gefährdet. Sie verschwindet aber, wenn es zu einer vollständigen Entfernung sämtlicher Gehölze an einem Gewässer kommt. Bei Pflegemaßnahmen sollten daher die Gehölze nur abschnittsweise auf den Stock gesetzt werden.

Westliche Weidenjungfer
Chalcolestes viridis
© D. Kolligs
Weibchen
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Wusstest Du schon

Die Ablageorte der Eier sind als regelmäßige Verdickungen der Rinde sichtbar und geben so einen Hinweis auf das Vorkommen der Art auch außerhalb der Flugzeit.


Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 pp.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. & A. SCHRÖTER (Ed.) (2021): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • JÖDICKE, R. (1997): Die Binsenjungfern und Winterlibellen Europas. -  Neue Brehm-Bücherei Bd. 631; Westarp-Wissenschaften, Magdeburg.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (1999): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Kleinlibellen (Zygoptera). - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 468 pp.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Text: A. Bruens