Zweigestreifte Quelljungfer Cordulegaster boltonii (Donovan, 1807)

Die Zweigestreifte Quelljungfer ist mit einer Länge von etwa 7,5 bis 8,5 cm und einer Flügelspannweite von bis zu 10 cm eine unserer größten heimischen Libellen. Der Körper ist durchgehend schwarz gefärbt, Brust und Hinterleib weisen unregelmäßig breite gelbe Querstreifen auf, je zwei Streifen pro Hinterleibssegment. Die Augen sind auffällig grün. Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen, aber vergleichbar gefärbt. Man erkennt sie an dem langen Legebohrer, der den Hinterleib erkennbar überragt, aber bei älteren Tieren aufgrund der Abnutzung nicht mehr auffällt. Die Art ist bei uns unverwechselbar.

Die Zweigestreifte Quelljungfer ist in der Geest nördlich Itzehoe, im Aukrug und im Sachsenwald lokal verbreitet. Aus dem Hügelland liegen nur Einzelnachweise vor.

Die Larvalentwicklung ist mit vier bis fünf Jahren relativ lang. Die Tiere schlüpfen ab Anfang Juni und fliegen in der Regel bis Mitte Juli, ausnahmsweise findet man einzelne Exemplare noch im August. Die Jungtiere halten sich an Waldrändern, Waldwegen und auf Lichtungen auf. Dort jagen sie zusammen mit anderen Großlibellen. Reife Männchen patrouillieren über größeren Bächen und reagieren aggressiv auf Rivalen, besetzten aber keine Reviere. Regelmäßig setzen sie sich auf Äste oder Pflanzenstängel an sonnigen Stellen. Die Weibchen scheinen zur Eiablage andere Gewässer zu nutzen als die Bäche, an denen sich die Männchen aufhalten, da die Larven nur in kleineren quellnäheren Bereichen bis etwa ein Meter Gewässerbreite nachgewiesen wurden. Finden die Männchen am Gewässer ein Weibchen, so versuchen sie sofort anzukoppeln. Bei der bis zu einer Stunde dauernden Paarung fliegen die Tiere in die Baumkronen. Die Weibchen legen die Eier ohne Begleitung des Männchens, indem sie die Eier im Rüttelflug an flach überströmten Stellen mit Feinsediment und zerfallenden organischen Substanzen ins Gewässersediment einstechen. Dadurch nutzt sich mit der Zeit ihr Legeapparat stark ab.

Die Zweigestreifte Quelljungfer benötigt naturnahe, von menschlichen Einflüssen weitgehend unbeeinflusste größere Waldbereiche mit kleinen, unbegradigten Bächen, die überwiegend sandig-schlammiges Substrat mit größeren Totholz- und Laubanteilen aufweisen. Die Larven sind passive Lauerjäger und leben eingegraben im Sand oder in Ansammlungen organischen Feinmaterials. Man findet sie in kleinen, naturnahen, beschatteten, ungestörten und unbelasteten Bachoberläufen. Sie können die teilweise oder vollständige Austrocknung ihrer Aufwuchsgewässer bis zu knapp zwei Monate in Resttümpeln oder im feuchten Schlamm vergraben überdauern.

Die Zweigestreifte Quelljungfer ist in Schleswig-Holstein vom Aussterben bedroht. Probleme bereiten die zunehmende sommerliche Austrocknung kleiner Bachoberläufe infolge des Klimawandels und der Nährstoffeintrag durch Fischteichanlagen oder intensive landwirtschaftliche Nutzung in Quellnähe.

Zweigestreifte Quelljungfer
Cordulegaster boltonii
© Samasnookerfan
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf, 544 pp.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T. & U. FISCHER (2005): Die Libellenfauna Sachsens. – Natur + Text, Rangsdorf, 427 S.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (2015, Ed.): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14, 464 pp.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. (Ed.) (2014): Die Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern.
  • HOLM, U. (2012): Kartierung möglicher Siedlungsgewässer für die Larven der gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster boltonii) in Schleswig-Holstein 2012. – Unveröff. Gutachten im Auftrag des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Flintbek.
  • SCHWAHN, J.; J. LIETZ; A. DREWS & C.-J. OTTO (2012): Distribution of Cordulegaster boltonii (Odonata: Cordulegastridae) in Schleswig-Holstein/Germany. – Lauterbornia 74, Dinkelscherben: 57-61.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart, 712 pp.

Bildmaterial:

  • SAMASNOOKERFAN:https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Cordulegaster_boltonii_Grd3.jpg (gesehen: 10.12.2020).

 


Text: A. Bruens, Foto: Samasnookerfan