Zierliche Moosjungfer Leucorrhinia caudalis (Charpentier, 1840)

Die Zierliche Moosjungfer ist mit einer Körperlänge von 3,5 cm eine mittelgroße Moosjungfer, die relativ gedrungen und breitflügelig wirkt. Gesicht und Hinterleibsanhänge sind weiß. Bei ausgefärbten Männchen ist die vordere Hälfte des Hinterleibs weißlich-blau bereift, das Hinterleibsende ist schwarz und keulenförmig verdickt. Eindeutiges Merkmal sind die nur auf der Oberseite weiß gefärbten Flügelmale. Bei den weiblichen Tieren ist das Hinterleibsende leicht verbreitert. Sie weisen eine schwarze Grundfärbung mit gelben Flecken auf den Hinterleibssegmenten zwei bis sechs auf. Alte Weibchen können eine schwache Bereifung entwickeln. Die Flügelmale sind schwarz gefärbt. Eine Verwechslung ist mit anderen Arten der Gattung möglich, die aber alle einen hellen Fleck oben auf dem siebten Hinterleibssegment aufweisen und bei den Männchen mit Arten, die ebenfalls einen teilweise bereiften Hinterleib haben (Plattbauch, Spitzenfleck, Blaupfeile), bei diesen Arten ist der Hinterleib jedoch nicht keulig verdickt, sondern abgeplattet.

Die Vorkommen der Zierlichen Moosjungfer ist bei uns aktuell auf die östlichen und südlichen Landesteile beschränkt, in den nächsten Jahren ist eine weitere Arealausdehnung zu erwarten.

Die Larvalentwicklung dauert ein bis zwei Jahre, danach schlüpfen die Tiere ab Anfang Mai und fliegen in den Juli hinein. In der Reifephase abseits des Entwicklungsgewässers wandern einige Individuen ab und finden so andere geeignete Habitate. Geschlechtsreife Männchen sind weitgehend ortstreu und besetzen Reviere. Dabei stellen kleine Algenteppiche oder Schwimmblätter geeignete Sitzwarten dar, die nur kurz für Patrouillenflüge verlassen werden. Eindringende Rivalen werden sofort angegriffen und vertrieben. Die Paarung wird am Wasser und im Flug eingeleitet und am Ufer in Gehölzen sitzend vollzogen. Die Eiablage erfolgt im Flug unter wippenden Bewegungen in flutende Vegetationsbestände, in der Regel unter Bewachung durch den Partner. Dabei berührt das Hinterleibsende die Wasseroberfläche und streift dabei die Eier ab.

Die Zierliche Moosjungfer pflanzt sich in größeren klaren Abbaugewässern in besonnter, aber gleichzeitig windgeschützter Lage (z. B. durch Gehölze) mit gut ausgebildeter Schwimm- und Tauchblattvegetation und einer Flachwasserzone mit Seggen- und Binsenbewuchs fort. Die Larven halten sich in geringer Tiefe in den Tauchblattbeständen auf. Die marmorierte Tarnfärbung und die kräftigen Rücken- und Seitendornen scheinen einen wirksamen Schutz gegenüber Fischfraß zu bieten.

In der Roten Liste der Libellen Schleswig-Holsteins aus dem Jahr 2011 wird die Zierliche Moosjungfer noch als ausgestorben bzw. verschollen geführt. Inzwischen hat sie sich lokal wieder angesiedelt und weist eine deutliche Ausbreitungstendenz im Land auf.

Zierliche Moosjungfer
Leucorrhinia caudalis
© Andreas Eichler
Körperlänge18 mm
Vorderflügellänge 22 mm
Länge Larven3cm
Exemplare in S-H250.000
Alter MAX3 Wochen
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Literatur

  • ARBEITSKREIS LIBELLEN SCHLESWIG-HOLSTEIN (Hrsg.) (2015): Die Libellen Schleswig-Holsteins. – Natur + Text, Rangsdorf.
  • BROCHARD, C.; D. GROENENDIJK; E. VAN DEN PLOEG & T. TERMAAT (2012): Fotogids Larvenhuidjes van Libellen. – KNNV Uitgeverij, Zeist.
  • BROCKHAUS, T.; H.-J. ROLAND; T. BENKEN; K.-J. CONZE; A. GÜNTHER; K.G. LEIPELT; M. LOHR; A. MARTENS; R. MAUERSBERGER; J. OTT; F. SUHLING; F. WEIHRAUCH & C. WILLIGALLA (Hrsg.) (2015): Atlas der Libellen Deutschlands. – Libellula Supplement 14.
  • DIJKSTRA, K.-D. B. / SCHRÖTER, A. (Hrsg.) (2021): Libellen Europas. Ein Bestimmungsführer. – Haupt-Verlag, Bern. (überarbeitete Neuauflage)
  • MAUERSBERGER, R.; F.J. SCHIEL & K. BURBACH (2004): Verbreitung und aktuelle Bestandssituation von Leucorrhinia caudalis in Deutschland (Odonata: Libellulidae). - Libellula 22(3/4): 143-183.
  • STERNBERG, K. & R. BUCHWALD (Hrsg.) (2000): Die Libellen Baden-Württembergs. Band 2: Großlibellen (Anisoptera), Literatur. - Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
  • WILDERMUTH. H. & A. MARTENS (2019): Die Libellen Europas. Alle Arten von den Azoren bis zum Ural im Porträt. – Quelle & Meyer, Wiebelsheim.

Bildmaterial:


Text: A. Bruens, Foto: A. Eichler